Meine 32. Woche in Großbritannien und damit die allerallerletzte Woche als Deutsch-Sprachassistentin der Derby High School ist da. Ich kann es gar nicht glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist! Montag ist ein ganz besonderer Tag für mich, denn ich kann endlich ein bisschen österreichische Kochkultur in die Schule bringen: Zusammen mit meinen German Club-Teilnehmerinnen, der Kochlehrerin und meiner Chefin Sarah mache ich in der Schulküche Wiener Schnitzel mit Petersilie-Kartoffeln und grünen Salat mit Kernöl. 🙂 Den Mädchen macht es sichtlich Spaß (auch wenn ihnen das viele Öl etwas grausig vorkommt^^) und das Vorkochen zu Hause hat sich auch gelohnt, denn es schmeckt wirklich gut. Sogar der ganze Salat kommt weg und das mag bei so jungen Schülerinnen ja wirklich etwas heißen. 😉 Nach unserer Kochsession hospitiere ich noch zwei Stunden lang im Fach DT (Design Technology), was eine ganz neue Welt für mich ist. Die Mädchen lernen hier Töpfern, Metall-, Glas- und Holzbearbeitung und sogar Fliesen zu gestalten. I am impressed!
Tags darauf hospitiere ich zuerst im Fach Religion. Auch hier lerne ich viel, geht es doch um eine Religion, von der ich bis dato überhaupt nichts gewusst habe – die Sikh-Religion. Da hört man bei uns ja überhaupt nichts darüber … in England gibt es allerdings vergleichsweise viele Sikhs, daher auch dieses Thema I suppose. Da die Stunde eine Wiederholungsstunde ist, lernen wir vor allem von den 5 Kakars, die wesentliche Elemente des Erscheinungsbildes von Sikhs sind. Überraschend für mich ist auch, dass die Schülerinnen dieses Kurses am Jahresende ein einstündiges (!) exam schreiben müssen … Weiter geht es mit Geschichte und dem Thema Kongo. Hier werden mir die Unterschiede zum österreichischen Schulsystem erst richtig bewusst, denn im Geschichteunterricht gibt es hier jedes Jahr ein bestimmtes Thema (z.B. conflict, women, ordinary people), an dem man sich orientiert, wohingegen bei uns ja alles streng chronologisch und nach Epochen behandelt wird. Nach der Stunde unterhalte ich mich noch lange mit der Lehrerin (Sharon), und sie erzählt mir, dass es bei ihr nicht unbedingt um das “Wann?” sondern viel mehr um das “Warum?” geht. Ein interessanter Ansatz indeed.
Mittwoch geht es weiter – zuerst mit Englisch. Hier erfahre ich viel Allgemeines über das englische Schulsystem (z.B. dass alle Schüler mit 14 Jahren zwischen 8 und 10 Fächer wählen und selbige dann bei ihren GCSEs machen müssen). Spannend zu hören ist auch, welche Fehler die Engländer in ihrer Muttersprache machen (v.a. sind sie faul was die Interpunktion betrifft^^). In meinem diary steht am Mittwoch dann noch “How come everyone knows the word ‘schnell’? – German porn!” Leider weiß ich nicht mehr, wie es zu dieser Konversation gekommen ist, für eine christliche Privatschule finde ich sie allerdings sehr bemerkenswert . 😀
Und dann ist es soweit: der offiziell letzte Tag an der Schule. Ein letzes Mal putze ich mich heraus und bringe Apfelstrudel für alle Lehrerkollegen und massig Geschenke für die MFL-Damen mit: Wein, Blumen, ein Buch über Kaffee und natürlich viiiiiiele Karten, das volle Programm. Apropos Programm: Ich haba zwar keine eigenen Stunden mehr an diesem Tag, aber ich darf noch einmal hospitieren, dieses Mal in meinem Liiiiiieblingsfach Mathe.^^ Hier lerne ich viel über die interactive boards, die ich selbst ja nie verwendet habe (war auch nicht notwendig), in Mathe allerdings kann so ein Teil schon praktkisch sein, z.B. kann man sich blitzschnell ein Koordinatensystem anzeigen lassen, auf dem man dann Funktionen zeichnen kann – good stuff!
Zum Strudel muss ich sagen, dass die Vorbereitung sehr schwierig war, denn ich war mir lange nicht sicher, welcher Teig denn nun der richtige sein würde. Ich musste den Strudel sogar zwei Mal “vorbacken”, denn beim ersten Mal war es definitiv nicht der richtige Teig. 😀 Aber wie auch immer, den Kollegen schmeckt’s, denn es bleibt nichts übrig. 🙂 Und auch die MFL-Kollegen freuen sich über ihre Geschenke. Ein letztes gemeinsames Foto und … das war’s. Tags darauf komme ich dann (wirklich^^) zum letzten Mal in die Derby High School, denn es gibt noch einigen Papierkram zu erledigen. Und dann sage ich leise “Servus”. Tränen fließen. Die Sprachassistenz ist ganz offiziell vorbei.
Doch … die Traurigkeit ist nur von kurzer Dauer, denn nur zwei Tage später, am Sonntag, fahre ich mit dem Zug für zwei Tage nach LONDON! 🙂 Nicht nur ist es mein allererstes Mal in dieser wunderbaren Stadt, nein, ich gehe noch dazu mit meiner Kollegin Nadine auf eines der beiden MUSE-Konzerte im dortingen Arsenal-Stadium! 🙂 Bei meiner Ankunft in der St. Pancras Station bin ich natürlich völlig überfordert … so viele Bahnsteige, und dann noch eine sechsspurige Straße neben dem Ausgang … aaaaaahhhhh! Aber gut, es wird schon noch. Ich begebe mich nach einigem Herumirren (manche nennen das auch Spazieren) in meine Unterkunft im schönen Stadtteil Islington und treffe einige Stunden später Nadine. Nach vielen Wartestunden beginnt endlich der erste support act – The 1975 aus Manchester – der mir sehr gut gefällt. Ein ziemlicher Griff ins Klo ist meiner Meinung nach jedoch die zweite Vorband – Dizzee Rascal aus East London. Das passt ja so gaaaaar nicht zu Muse, aber gut, man will halt die heimische Musikszene unterstützen, is eh ok.^^ Und schließlich … MUSE in Aktion. Wahnsinnsstimmung, Hüpfen, Flammen, fette Gitarrensolos, inbrünstiges Mitsingen, eine Artistin, eine Riesenglühbirne, mit einem Wort: eines meiner besten Konzerte EVER.
Pictures …