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Busan, der Weg zum Vegetarismus und zurück nach Hause (18.-22.06.2016)

18. Juni – Zeit, um aus dem Studentenheim auszuziehen. Am Abend davor meinte meine Zimmerkollegin noch, dass ihre Mutter gleich in der Früh all ihr Zeug abholen und dass sich das alles wunderbar ausgehen würde. Immerhin mussten wir ja bis 14 Uhr das Zimmer komplett geräumt und geputzt haben, ich persönlich musste schon um 11 Uhr 30 draußen sein, denn um 12 Uhr 40 ging mein (unser) Zug nach Busan. Meine Freundin Lucy, die ja aus Busan stammt, hatte im Vorfeld die Zugkarten organisiert. Ich begann also schon gleich nach dem Aufstehen mit dem Putzen, denn ausgeräumt hatte ich schon tags zuvor. Natürlich sah die Hälfte meiner Zimmerkollegin zu diesem Zeitpunkt noch wie ein kleines Schlachtfeld aus und ich konnte schlussendlich das komplette Zimmer alleine putzen. Juhu!! Am Ende hätte ich nicht nur beinahe einen dezenten Wutanfall bekommen, sondern auch noch den Zug versäumt (hätten wir nicht spontan ein Taxi genommen). Aber ich habe (mehr oder weniger) die Nerven bewahrt und konnte schließlich alles noch fristgerecht erledigen, auch wenn ich in der Hitze des Gefechts mein Schuhband (!!) verloren habe und bis heute nicht weiß, wie das überhaupt möglich ist. 😀 Hach, es lebe das Leben im Studentenheim. Aber okay, jetzt höre ich mit dem Sudern wirklich auf, denn das war’s dann ja auch mit der Gonzaga Hall. Mit dem KTX ging es also auf nach Busan, der zweitgrößten Stadt Koreas ganz im Süden des Landes. Die Tickets für die schnellen Verbindungen nach Busan sind wirklich recht teuer (ca. 40 Euro für eine Strecke), aber im Vergleich zu den viiiiel langsameren Busverbindungen doch der bessere Deal. Angekommen in Busan, fuhren Lucy und ich mit ihrer Mama zu deren Haus, von dem es nur mehr wenige Meter zu meiner Unterkunft, einem sehr netten B&B mitten in einer Wohngegend, waren. Lucys Familie wohnt gleich in der Nähe der Gwangalli Beach – einer berühmten Promenade mit vielen Lokalen und Bars gleich nebenan. Außerdem gibt es gleich in der Nähe einen Fischmarkt, wo wir uns zwei verschiedene Fische aussuchten, die dann vor unseren Augen gekillt und zu kleinen Stücken verarbeitet wurden. Den Fisch haben wir dann direkt neben dem Meer, auf Zeitungspapier und mit Blättern und einer scharfen Sauce gegessen … Später bestellten wir gleich zwei Stück Kuchen (each) bei “A Twosome Place”, man gönnt sich ja sonst nix. 😉

Am nächsten Tag (Sonntag) hatten wir traumhaftes Wetter! Und passend dazu verbrachten wir die meiste Zeit am Meer. Zuerst fuhren wir zu Haeundae Dongbaekseom, einer kleinen Insel, die über die Jahre mit dem Festland “zusammengewachsen” ist (Haeundae ist übrigens ein weiterer berühmter Strand der Stadt, von dem aus man auch die Insel entdecken kann). Wer nur wenig Zeit in Busan zur Verfügung hat, der sollte diese Insel unbedingt besuchen – hier hat es mir wirklich ausgesprochen gut gefallen. Sehr weird ist allerdings das sogenannte “Nurimaru APEC House”. In diesem Gebäude wurden 2005 Gespräche der Asia-Pacific Economic Cooperation (Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft) abgehalten. Das Gebäude ist zwar nicht besonders groß oder spektakulär, aber dass es wirklich nur einmal benutzt wurde und seither ein Museum ist, scheint mir schon ziemlich bizarr. 😀 Anyway. Am Nachmittag besuchten wir einen buddhistischen Tempel direkt am Meer (Haedong Yonggungsa) – schööön! 🙂 Später sind wir dann noch mit Lucys Hund Tory Gassi gegangen (ein süßer, aber noch recht rebellischer kleiner Bengel) 😉 und haben in einer Bar ein paar Runden Tischfußball gespielt.

Der Montag war dann ein irgendwie schräger Tag. Erst gingen wir einmal völlig spontan zum Frisör. 😀 Ich war – wenig überraschend – die erste westliche Kundin in diesem Laden, umso faszinierter war die Besitzerin auch von meiner (Natur)Haarfarbe (“das bekommen Frauen mit koreanischem Haar NIE so hin”). 😀 Obwohl sie nicht Englisch und ich nicht Koreanisch konnte, hat das mit der Kommunikation dank Übersetzung von Lucy gut geklappt und ich war am Ende zufrieden. Damit war das “pampering” an diesem Tag aber noch lange nicht vorbei! 😀 Aufgrund des eher schlechten Wetters verbrachten wir nämlich den Rest des Tages im größten department store der Welt – Centum City. Hier ließ ich mir nicht nur die Augenbrauen harzen/zupfen (was übrigens wirklich sehr koreanisch ausgesehen hat^^), sondern kaufte mir außerdem ein neues Paar Schuhe und allerhand andere Sachen. Viel Essen und ein Kinobesuch machten diesen gemütlichen Tag schließlich perfekt.

Und dann hieß es wieder einmal Abschied nehmen, denn Dienstag, der 22. Juni war mein allerletzter Tag in Korea. Bevor ich aber in den Zug nach Seoul stieg, besuchten Lucy und ich noch einen weiteren Fischmarkt in Busan. Und dieser Besuch sollte für mein künftiges Essverhalten sehr prägend sein … Während wir an den einzelnen Ständen entlang gingen, dachte ich mir nämlich, dass ich niemals ein Tier umbringen könnte (okay, Gelsen etc. hab ich schon viele gekillt, das hatte aber andere Gründe). Ich wurde mir – und diesen Gedankengang hatte ich während meiner Zeit in Korea und auch schon vorher unzählige Male – eines großen moralischen Problems bewusst: Wenn ich selbst nie ein Tier umbringen könnte, wie kommt es dann, dass ich quasi andere Menschen dafür bezahle genau das zu tun, “nur” damit ich dann ein gutes Essen genießen kann? Da ist doch was falsch dran. Außerdem: Woher kommt dieser “Tierrassismus”, durch den wir Hunde und Katzen zwar lieben – Schweine, Hühner, Kühe, Schafe und eben auch Fisch hingegen töten und essen? All diese Gedanken hatte ich wie gesagt schon früher und wurden durch meine Eindrücke am Fischmarkt einfach wiederbelebt. Meine Freundin Lucy fühlte sich zwar von meinen Aussagen etwas vor den Kopf gestoßen (ich glaub, wir haben uns da aber auch etwas missverstanden), trotzdem war mir an diesem Tag klar: Ich muss was ändern. Ich muss anfangen, mit mir selbst ehrlich zu sein. Ich muss aufhören, Fleisch zu essen. Und mit 4. Juli 2016 sollte ich diesen Vorsatz auch wirklich in die Tat umsetzen.

Wie dem auch sei – die Zeit war reif für meinen Abschied, nicht nur von Lucy und Busan, sondern auch von Korea. Denn nach meiner Zugfahrt nach Seoul waren es nur noch wenige Stunden bis zu meinem Heimflug. Ich traf Jeon vom German Department für ein letztes Abendessen und er fuhr mich dankenswerterweise nach Hongdae zur U-Bahn. Nach rund 24 Stunden travel und einem netten Gespräch mit einem südafrikanischen Touristen neben mir im Flug nach Wien kam ich dann am Mittwoch wieder nach Hause. Meine Mama hat übers ganze Gesicht gestrahlt und sich offensichtlich sehr gefreut, mich nach vier Monaten so weit weg endlich wieder in natura zu sehen. Ich war aber auch happy. Der Zeitpunkt für meine Rückkehr war genau richtig. 🙂

Die vier Monate in Korea kommen mir jetzt – Mitte August – schon ziemlich weit weg vor. Man gewöhnt sich schließlich auch schnell wieder an seine Heimat (ich sag nur Buschenschank :D). Dennoch werde ich von den Erfahrungen, die ich auf der anderen Seite der Welt gemacht habe, wohl mein Leben lang profitieren. Einen Einblick in eine völlig andere Kultur, vor allem aber auch eine andere Denkweise zu bekommen und das noch dazu nicht nur für ein paar Tage, sondern gleich vier Monate – davon können viele nur träumen.

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