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Goodbye my love, but certainly not forever (24. – 30. 06. 2013).

Kinder, wie die Zeit vergeht! Meine allerallerallerletzte Woche (# 37)  ist so schnell gekommen, dass ich gar nicht weiß, wie ich mich fühlen soll. Auf der einen Seite gehen wunderbare neun Monate nach dem Motto “underworked & overpaid”, voll Reisen und schöner Ausflüge zu Ende. Auf der anderen freue ich mich natürlich auch schon auf zu Hause. Der Abschied ist auf jeden Fall schwer.

Sonntagabend erreichen Michael und ich mit dem Auto die Stadt Bath im Südwesten Englands. Zuvor hatten wir in Derby all meine Sachen hektisch ins Auto gepackt, denn wir waren spät dran für den check-in in unserem B&B in Bath. Der Besitzer unserer Unterkunft ist gebürtiger Ire und ein wirklich lustiger Typ (Michael hatte ihn am Telefon für eine “alte Frau” gehalten). 😀 Wie auch immer, tags darauf steht für uns eine Stadtführung am Plan. Unser guide ist ein Polizist der Stadt und erzählt uns einige Kuriositäten über Bath. Etwa, dass alle Türen des berühmten Royal Crescent (eine pompöse halbrunde Häuserzeile, auf der die teuersten Häuser der Stadt zu finden sind, allerdings nicht so schön wie der Crescent in Bristol!) alle weiß sind. Ausnahme ist die Nummer  22, deren Tür irgendwann einmal gelb gestrichen worden war. Es gab einen Streit, schließlich hat ein Gericht entschieden, dass die Tür von Nummer 22 künftig immer gelb gestrichen werden muss. So viel zum britischen Gerichtswesen. Abgesehen davon genehmigen wir uns köstlichen Fudge und können sogar bei der Fudge-Produktion zusehen (das ist eine eigene Wissenschaft …). Außerdem bestaunen wir die beeindruckenden Details von Bath Abbey, etwa die Eingangstür auf der Westseite, die seit mehr als 400 Jahren mit feinen Schnitzereien die Besucherblicke auf sich zieht. Gleich daneben findet man einen Baum mit Bischofsmütze und Krone drauf – das Netz sagt uns: “It is said that Bishop Oliver King had a dream in which he saw Bath Abbey reconstructed by an olive tree and a crown (representing himself and King Henry VII).” Die berühmten Roman Baths können wir leider nicht besuchen (ain’t no money for entry fees), trotzdem hat sich die Fahrt nach Bath ausgezahlt. Der “Bath Stone”, mit dem viele der Häuser verkleidet sind, gibt der Stadt einen ganz eigenen Touch. Und das Wetter hat auch mitgespielt. 🙂

Nach einem sehr geschäftigen Tag geht die Autofahrt (Michael kämpft mit der Müdigkeit) weiter. Sie führt uns ins wunderschöne Cornwall, die Grafschaft Englands, in der es so gar Palmen gibt und in die wir uns sofort verlieben sollten. Wir erreichen unser Hostel, das – etwas außerhalb des Ortes Tintagels – mitten im Nichts und direkt am Meer liegt, genau zu Sonnenuntergang. Das Navi zeigt an, dass wir direkt aufs Meer zufahren. Man kann sich also vorstellen, was für eine Straße dahin führt … Am nächsten Morgen gibt es schließlich Frühstück am Meer … ein herrlicher Start in den Tag! Weiter geht’s nach Boscastle, wo wir aufgrund der Ebbe einen völlig trockenen Hafen vorfinden, und Padstow, wo wir ein bisschen den Camel Trail entlang spazieren. Abends dann noch ein kurzer Abstecher zum Surferparadies Watergate Bay bevor es uns in unsere zweite Unterkunft in Portreath verschlägt (die wir fast nicht finden^^): ein Hostel im Bauernhofformat. 🙂

Den gesamten Mittwoch verbringen wir im verträumten St. Ives ganz im Süden von Cornwall. Dieses kleine Städtchen hat so richtig Flair … kleine Häuschen, fast alle mit Aussicht aufs Meer, viele Pasty-Läden (eine traditionelle Speise mit Blätterteig und pikanter Füllung) und und und. Aja, perfektes Wetter again. Ein Highlight der besonderen Art ist die Busfahrt zurück zum Parkplatz, da der Bus gefühlte 100 Jahre alt ist und wir echt Angst haben, gleich den Berg wieder hinunterzurollen … Etwas außerhalb der Stadt besuchen wir noch die Leach Pottery, in der wir uns gerade noch den Eintritt, jedoch auf keinen Fall eines der Verkaufsstücke leisten können. Und dann tuckern wir zum Minack Theatre, ein Freilufttheater direkt am Meer. Michael hatte nämlich zuvor Karten für “Warten auf Godot” gebucht. 🙂 Vor der Vorstellung noch eine Runde “Hahn oder Henne” (bzw. “Hau oda Hein”) auf der Küste, danach noch schnell Abendessen mit traditional cream tea und der Theaterabend ist perfekt! Besonders toll ist natürlich die Aussicht aufs Meer, aber auch das setting an sich ist einfach großartig. Highly recommended!

Am Donnerstag gibt’s ein weiteres Highlight: St. Michael’s Mount. Diese kleine Insel nahe Marazion ist nur wenige hundert Meter vom Festland entfernt und bei Ebbe per causeway sogar zu Fuß zu erreichen. Wir haben Glück und kommen zur richtigen Zeit, Sonnencreme drauf und los geht’s (ja, es war heiß!). Die Insel ist voller Palmen und ausgefallener Pflanzen, abgesehen davon gilt es noch ein kleines castle zu entdecken (wunderbarer Blick aufs Festland inklusive). Danach fahren wir noch zu “Lizard Point”, dem südlichsten Punkt Großbritanniens. Und wider Erwarten: kein Mensch zu sehen! Wir sind an diesem wunderschönen Stück Küste fast völlig allein … 🙂 Spontan entscheiden wir uns, noch einmal nach Tintagel zurückzukehren, denn das Hostel dort ist einfach ein Traum. Das Wetter allerdings nicht (mehr) – uns begrüßt dichter Nebel.

Aber davon lassen wir uns naürlich nich beirren, deshalb spazieren (Michael: “wandern”) wir am Freitagmorgen etwas an der Küste (Glebe Cliff) entlang, treffen einige Kühe, entdecken einen ehemaligen Steinbruch und trinken im Pub Cornish Lager. Und weil Michael so lieb ist und in die charity box des Pubs ein paar Münzen wirft, darf ich das Bierglas sogar behalten. 🙂 Den Nachmittag können wir schließlich in den “Lost Gardens of Heligan” verbringen, eine riesige Gartenanlage, die Jahrzehnte lang völlig verwahrlost war und in den 90er-Jahren wieder auf Vordermann gebracht worden ist. Es folgt eine Übernachung in einem bäurlich-gemütlichen B&B in Chard (Somerset), nach der wir uns noch schnell mit britischem Bier und salt & vinegar crisps eindecken. Dann die Fahrt nach Dover. Von dort nehmen wir die Fähre nach Dünkirchen (Frankreich), von wo aus wir weiter nach Brüssel und schließlich wieder zurück nach Österreich fahren sollten. Auf Deck realisiere ich schlussendlich: das war’s. Neun Monate … vorbei. Neun Monate Lehrerdasein, Reisen, Fortgehen, Lernen, Englisch reden. Neun Monate, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Ich sage zum Abschied leise “goodbye … but certainly not forever”.

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