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Von wegen in England ist es immer kalt … (17. – 23. 06. 2013).

In meiner letzten Woche in London (36. Woche in Großbritannien) war ganz schön was los, vor allem verbrachte ich viel Zeit mit Gehen und dem Besichtigen von Sehenswürdikeiten. Und es war heiß, oh ja! Montag, Dienstag und Donnerstag war ich aber in Dagenham Park, also beginnen wir am besten damit.

Montag war ein ganz besonderer Tag für mich, da ich nicht nur hospitieren, sondern auch auch meine eigenen Stunden gestalten konnte ! 🙂 Brigitte hatte mich im Vorfeld gefragt, ob ich eine Einführung in die deutsche Sprache und deutschsprachige Länder für etwa zwanzig Year 8-Schüler vorbereiten könnte, die im nächsten Jahr Deutsch belegen würden. Drei  Unterrichtsstunden lang (zwei am Montag und eine weitere am Dienstag) kehrte ich also zum Lehrerdasein zurück, das war nett, aber auch anspruchsvoll. Meine Schüler waren natürlich absolute Anfänger, dementsprechend schwer war auch die Aussprache für sie. Trotzdem wollte ich natürlich, dass sie in der Lage sind, ein paar einfache Dinge (sich vorstellen etc.) sagen zu können. Außerdem hatten zwei Burschen schon Vorkenntnisse der deutschen Sprache, weshalb sie natürlich immer wieder die Antworten herausgerufen haben. Naja. Abgesehen von diesen beiden Unterrichtsstunden war ich auch bei einer Einheit law dabei (mehr dazu später) und konnte eine nette junge Lehrerin zum Kunstunterricht mit Year 8 begleiten. Sie erzählte mir, dass ihre Schüler alle zwei Wochen Hausaufgaben bekommen (was verrückt ist, wenn man das österreichische Schulsystem gewohnt ist^^), und dass man Kunst für die GCSEs belegen kann  (again: Whaaaat?!). Wie auch immer, nach der Stunde tratschten wir noch eine Weile, wobei sie mir unter anderem noch erzählte, dass viele Schüler von Dagenham Park nicht die Sixth Form besuchen, weil ihre Noten zu schlecht sind. Dasselbe gilt auch für die Uni – vielen fehlt einfach das Geld.

Tags darauf dann wieder einmal Mathe, dieses Mal aber mit einem anderen Lehrer und mit einer anderen Klasse (Year 10, set 4, das  heißt, die minimum target grade ist ein B, die besten schaffen sogar ein A*). Die Stunde hat mir so manches klar gemacht: Mathe gibt’s an der Schule auch in der “die-Schüler-sind-brav”-Version, es is okay, wenn der Lehrer die Schüler mit “darling” anspricht und mitschreiben tut prinzipiell niemand. Für jemanden aus Österreich wieder einmal sehr merkwürdig, aber gut. Manche mussten in der Stunde am interactive board vorrechnen, cool war auch, dass gute Schüler neben jenen mit Problemen sitzen und sie bei den Aufgaben unterstützen mussten.
Sehr ungewöhnlich war period 4, in der ich mir eine, und jetzt kommt’s, Hair & Beauty-Stunde anschauen konnte. Die Schule hat nämlich einen eigenen Beauty-Salon, in den sogar regelmäßig zahlende Kunden kommen. Die Schülerinnen, die so einen Kurs belegen, sind meistens aus Year 12 und 13 (also Sixth Form), aber auch in year 9, 10 und 11 kann man schon H&B machen (dann eben für die BTECs). Was man da so lernt? Maniküre, waxen, Gesichtspflege, aber auch Management und Rezeptionstätigkeiten. Eine der Schüerinnen meinte, sie wolle später einmal ihren eigenen Salon aufmachen. Allerdings in London, denn “das hier ist keine nette Gegend”. Der Grund: “Kriminalität”. “Ah, sehr gut!”, dachte ich mir. Neben H&B gibt es übrigens noch einige andere kuriose Fächer an der Schule, etwa Animal Care (wieder BTEC), weshalb es hinter der Schule einen eigenen Bereich mit Tieren gibt (Hasen, Hunde, das volle Programm!). Den Abschluss des Tages bildete schließlich eine Bio-Stunde und eine Gruppenarbeit zum Thema Erblehre. Die Moral von dieser Stunde: Wenn du willst, dass deine Schüler Gas geben, dann sag ihnen einfach, sie hätten nur 6 Minuten Zeit, in Wahrheit aber 12.^^

Mittwoch war so ein wunderschöner und vor allem warmer Tag (26°!!), dass ich beschloss, das Hospitieren mit einem sight seeing-Programm zu ersetzen. Ich fuhr also mit der U-Bahn zum Buckingham Palace, wo ich versuchte, mir “Changing of the Guard” anzusehen. Leider kam ich allerdings nicht besonders früh hin, weshalb eine Heerschaar von Touristen aus aller Welt mir jegliche Sicht nahm und ich von der ganzen Sache nicht unbedingt viel mitbekam.^^ Wenigstens spielte die Marschkapelle ein cooles Musikstück. 🙂
Nachher ging’s im rasenden Tempo weiter: Eine Fahrt am London Eye (für unglaubliche 17 Pfund!), Fotosession auf der berühmten Westminster Bridge (neben Big Ben und Houses of Parliament), ein Abstecher nach South Kensington für Kaffee und Kuchen (ich hatte von einer FH-Professorin die “Hummingbird Bakery” empfohlen bekommen, die war super, aber auch verdammt teuer^^) und schließlich spazierte ich noch zwei Stunden durch den Hyde Park. Was für ein wunderbares Stück Grün mitten im Herzen der Megametropole! Ich hatte zum Glück eine Karte mit genauen Erklärungen dabei, sonst hätte ich da wahrscheinlich eh nie wieder heraus gefunden.^^Am Abend dann noch Pub Quiz mit Brigitte und Edward, wobei wir leider nicht viel gewusst haben und das Quiz an sich auch nicht sooo toll war. Anyways.

Meinen letzten Tag an der Dagenham Park School hatte ich am Donnerstag, als ich nicht nur einige law-Präsentationen mitanhören, sondern auch dem Direktor der Schule meine Eindrücke schildern konnte. Mein Fazit in einem Satz: Gott sei Dank war ich in Derby!^^ Wenig später spazierte ich schon wieder durch die City of London, wo ich mir einige Ausstellungen im Tate Museum zu Gemüte führen konnte (nein, moderne Kunst ist einfach nicht meins, einen echten Picasso zu sehen war dann aber doch recht fein) und mich außerdem auf die Jagd nach einem besonderen Geschenk für meine Eltern machte. Ich hatte nämlich wenige Tage zuvor, nach Trooping the Colour, eine wunderschöne Teekanne bei Whittard of Chelsea erstanden und wollte eben noch so eine kaufen. Dieselbe Filiale (und es gab dieses Ding echt nur in der einen) allerdings noch einmal zu finden, war bei meiner Orientierung allerdings wirklich schwer. 😀 Abgesehen davon war ich noch bei der City Hall und in Hampstead bzw. Hampstead Heath, einer wirklich schönen Gegend im Norden von London, wo ich einen ausgedehnten Spaziergang inkl. Sonnenuntergang machen konnte. Hampstead ist eine der teuersten Gegenden in der ganzen Stadt und wenn man sich manche Häuser etwa am Parliament Hill ansieht, dann weiß man auch, warum. 😉

Freitag dann noch einmal hard core sight seeing: Zuerst der Tower of London, die berühmte Festung neben der Tower Bridge. Leider hatte ich nicht allzu viel Zeit, deshalb hängte ich mich einfach an verschiedene Führungen mit den recht spaßigen Yeoman Wardens (die Wächter des Towers) an, die fast im Akkord Touristenführungen anbieten. Die meisten von ihnen erzählen die Geschichte des Towers und die Einzelheiten zu den einzelnen Gebäuden mit einer ordentlichen Portion Schmäh, wodurch das Ganze wirklich unterhaltsam wird. 🙂 Eine der Geschichten habe ich mir gut gemerkt: Es geht um die Raaben im Tower, die von den Yeoman Wardens betreut werden. Der Legende nach müssen immer sechs Raaben im Tower sein, denn sollten sie eines Tages nicht mehr da sein, wird die Monarchie und damit ganz Großbritannien den Bach hinuntergehen … 😉 Sehr beeindruckend waren natürlich die Crown Jewels, für die ich mich dezente 20 Minuten anstellen musste … dafür bin ich mit der Rolltreppe aber gleich zwei Mal an den wertvollsten Stücken vorbeigefahren und auch die Krone der Queen konnte ich bestaunen. Dass das Ganze hermetisch abgesichert war, versteht sich wohl von selbst.
Aufgrund meines journalistic background besuchte ich nachher noch das alte BBC-Gebäude, in dem ich eine Führung gebucht hatte. Dort sah ich nicht nur den main news room (in Form eines Ziffernblattes), sondern ich konnte sogar bei der Aufnahme eines Hörspiels dabei sein (allerdings war das nur zum Amusement der Besucher …). War aber trotzdem sehr cool, vor allem weiß ich jetzt, wie man im Radio diverse Geräusche macht. 🙂 Gegen Abend fuhr ich dann noch ins riiiiiiiiiiiiesige Westfield Centre (quasi wie in Derby, nur mindestens 10 Mal so groß), wo ich noch ein Geschenk für Brigitte kaufen konnte. Dann war aber wirklich Schluss.

Für den Samstag hatten meine Gasteltern und ich einen Ausflug nach Greenwich geplant. Dort besuchten wir natürlich das berühmte Royal Observatory, durch den der Nullmeridian durchgeht. Wer davon ein Foto will, muss sich – welch Überraschung – wieder anstellen. Wir schauten uns auch die Ausstellung über die Zeitmessung an, was besonders interessant war (habe z.B. nicht gewusst, dass man ursprünglich vor allem deshalb eine genaue Zeitmessung finden wollte, um die vielen Schiffbrüche zu verhindern –> Ebbe/Flut). Greenwich ist wirklich schön, vor allem das Old Royal Naval College mit seiner Painted und Hall und der Chapel, und auch die Aussicht auf die Thames / die Hochhäuser der City ist super (Greenwich ist ja teilweise auf einem Hügel gelegen). Und es gab noch ein Highlight: Man kann nämlich von Greenwich aus unter der Thames durch den Woolwich Foot Tunnel nach Woolwich gehen. Da wird einem erst richtig bewusst, wie breit die Thames eigentlich ist (der Tunnel ist mehr als 500 Meter lang!). 🙂

Der letzte Tag der Woche sollte schließlich auch mein letzter Tag in London sein. Ich fuhr noch einmal in die City, um endlich die oben genannte Teekanne zu kaufen (insgesamt bin ich in sage und schreibe fünf Filialen gegangen, bis ich endlich fündig geworden bin^^) und zu Mittag kam schließlich Michael in London an. Er war zuvor zwei Tage lang mit dem Auto von Österreich all the way to the UK gefahen und holte mich schließlich bei meinen Gasteltern ab, denen ich leider goodbye sagen musste. Es war eine wunderschöne Zeit in London. Um es mit Schwarzenegger zu sagen: “I’ll be back!”

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