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Wir lernen Koreanisch – auf Koreanisch! (14.-20.03.2016)

Schon einmal etwas vom “White Day” gehört? Nein? Nun, das ist quasi ein zweiter Valentinstag in Korea (und Japan – sagt mir Dr. Wikipedia^^). Am 14. Februar geben hier nämlich traditionell die Frauen ihren Männern Geschenke und am White Day (14. März) können sich die Männer quasi revangieren. Wer an beiden Tagen leer ausgeht, der isst dann am “Black Day” im April schwarze Nudeln und versinkt in Selbstmitleid. 😀 Diesen Tag völlig missachtend sind wir am Montagnachmittag zum Seoul Immigration Office gefahren und haben unsere Fingerabdrücke für die ARC abgegeben, was anfangs in einer “Passierschein A38”-Geschichte zu enden drohte, dann aber doch recht schnell ging. Am Abend hatte ich dann ein Interview, das mir Zugang zu einem student club (genannt P.O.E. für “Primary Organisation of English”) verschaffen sollte. An der Sogang University gibt es nämlich eine Vielzahl an Klubs (Sport, Musik, Fotografie, Filme und Co.). P.O.E. ist dabei einer der wenigen, der aufgrund der fehlenden Sprachbarriere auch Auslandsstudenten offensteht. Bin schon gespannt, was wir bei unseren wöchentlichen Treffen machen werden – der Fokus liegt jedenfalls auf dem Englischsprechen. 🙂 Nach einem mit Lehrveranstaltungen gefüllten Dienstag hat unsere Uni tags darauf eine Führung durch die Unibibliothek angeboten, die ich bisher noch nicht von innen gesehen hatte und die ich wahrscheinlich auch nie brauchen werde, aber man weiß ja nie. Jedenfalls ist die Bibliothek sehr verwinkelt und in ihrem Aufbau recht kompliziert (mehrere Teile und Stockwerke). Es gibt einen multimedia room mit Scannern und Fernsehern, ein eigenes Reservierungssystem für study seats, abgeschlossene Schreibräume für Dissertanten und eine coole Lounge für “contemplation”. Alles recht fein .. die Fotos findet ihr hier:

Nach meinen beiden Seminaren am Donnerstag war schließlich das erste Mal “Anschwitzen” angesagt, denn im Koreanisch-Kurs stand das erste Quiz auf dem Programm. Obwohl der Kurs eigentlich sehr aufs Sprechen ausgerichtet ist, müssen wir also auch schriftlich unser Können unter Beweis stellen … Irgendwie finde ich das gesamte System ja generell etwas eigenartig, denn unsere (sehr nette) Lehrerin spricht in den Einheiten fast ausschließlich Koreanisch mit uns und das, obwohl wir derzeit gerade einmal “Die Toilette ist in der Schule” und ähnlich mega einfache Sätze sagen können, sprich noch blutige Anfänger sind. Oft muss ich deshalb qusi erraten, was wir denn gerade gelernt haben und zu Hause einige Vokabel nachschlagen, weil ich einfach unsicher bin. Außerdem wurden wir darauf hingewiesen, dass wir im Kurs möglichst nicht Englisch sprechen sollten, sprich, niemand traut sich (bzw. ist überhaupt fähig^^) eine Frage zu stellen. Vielleicht sollten wir diese Regel einfach missachten und uns das Leben dadurch etwas leichter machen … 😉 Das Quiz ist jedenfalls recht gut gelaufen, am Montag gibt’s wohl das Ergebnis. Mittagessen an diesem Tag: Fertigramen (kostet nicht einmal €1). Ist bei Studis sehr beliebt, mein Fall war’s aber nicht. Da bleib ich lieber bei den sauteuren Äpfeln …

Mittagessen um einen Euro ... Frisches Obst ist hingegen teuer.
Mittagessen um einen Euro … Frisches Obst ist hingegen teuer.

Freitagmittag probierten wir ein Restaurant um die Ecke aus (das hatte ich von ein paar Mädels aus dem HUG-Klub empfohlen bekommen) und zusammen mit einer Französin bin ich dann zum einzigen buddhistischen Tempel in der Innenstadt gefahren. Wir beide waren sehr überrascht, dass sämtliche andere Tempel außerhalb der Innenstadt zu finden sind, denn immerhin ist rund ein Drittel der Koreaner buddhistisch. Aber ein Blick in meinen Reiseführer hat mir verraten, dass die Yi-Könige den Konfuzianismus als ihre Staatsideologie bevorzugten und daher so manches Buddhistische aus der Stadt verbannt wurde. Es war mein erster Besuch in so einem Tempel und ich war sehr beeindruckt! Nicht nur die bunten Laternen rund um die Anlage sind sehr sehenswert, sondern auch das Geschehen im Tempel selbst. Hier gibt es ein ständiges Kommen und Gehen, viele schauen wohl nach der Arbeit schnell im Tempel vorbei und machen einige (oder auch ganz viele) Verbeugungen. Manche spenden auch Geld oder bringen andere Gaben zu den dafür vorgesehenen Altaren. Eine fixe Zeit für Messen gibt es nicht, jeder kommt einfach dann, wann er Zeit hat. Momentan weiß ich nur sehr wenig über Buddhismus im Allgemeinen, ich hoffe aber, noch mehr darüber zu lernen und diese Religion ein bisschen besser verstehen zu können. Später sind wir dann noch in eine nette Hipster-Einkaufsstraße in der Nähe spaziert. Das Abendprogramm an diesem Tag stand schließlich im krassen Gegensatz zum Tempel, denn wir gingen in Hongdae fort, wo es wie erwähnt viele Lokale gibt und am Wochenende extrem “menschelt”. 😉 Das verspätete St. Patrick’s Day-Guinness hat uns übrigens stolze €7 gekostet.^^

Nach einer sehr kurzen Nacht ging es am Samstag gleich in der Früh mit sight seeing weiter. Zusammen mit drei Amerikanern und einer Vietnamesin bin ich ein zweites Mal den künstlichen Wasserlauf “Cheonggyecheon” in der Nähe der österreichischen Botschaft entlanggegangen, wobei wir plötzlich lautes Trommeln hörten- Neugierig gingen wir zur angrenzenden Straße, um dort schließlich in traditionellen koreanischen Gewändern gekleidete Frauen, Männer und Kinder vorzufinden, die in größeren Gruppen und mit viel Lärm dahinmarschierten. Wohin und warum – wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. 😀 Nach einem Abstecher in die Einkaufsstraße Insadong ging es am Nachmittag dann noch in eine Art “street art-Dorf” in der Nähe des Naksan Parks. Hier im Ihwa Mural Village (이화 벽화마을) gibt es zahlreiche Wandmalereien und Skulpturen, die den zum Teil veralteten Mauern und Treppen einen verspielten Touch geben. An sich eine coole Sache, aber leider war – wie an diesem Tag überall – sehr viel los und wir mussten außerdem viiiiele Stufen steigen … Am Samstag habe ich auch meinen bisherigen Schrittrekord von rund 22.000 aufgestellt (ja, ich hab tatsächlich eine App am Handy, die das zählt und ja, ich bin offensichtlich im 21. Jahrhundert angekommen :D). Abendessen: Tteokbokki (떡볶이; erstmals ausschließlich auf Koreanisch bestellt) und Eis. 🙂

Mein Programm am Sonntag war dann auch nicht von schlechten Eltern. Nach einer seeeehr guten (aber auch seeeeehr teuren) Pizza am Campus habe ich wieder Lucy von der Ewha-University getroffen, die mir den Fluss der Stadt (Han, auf Koreanisch 한강) gezeigt hat. Sie hat mir bei der Gelegenheit auch erzählt, dass es für junge Koreaner meist sehr schwer ist, sich von ihren Eltern zu emanzipieren. Das hat wohl zwei Hauptgründe: Zum einen studieren die meisten Koreaner (hohe Studiengebühren) und außerdem muss man für eine Mietwohnung oft 20 (!) Monatsmieten an Kaution hinblättern. Sprich, von zu Hause ausziehen – das geht nicht so einfach. Junge Paare haben deshalb u.a. beim Fluss eine Art Rückzugsort, denn seinen Freund oder seine Freundin daheim vorstellen – auch das geht nicht so einfach, denn das ist quasi schon die Ankündigung der Hochzeit. 😀 Alles ganz anders als bei uns – spannend! Mit ihr habe ich dann auch erstmals “bubble tea” getrunken. Dieses Trendgetränk ist in Österreich schon fast wieder verschwunden, in Korea gibt es aber sehr viele Geschäfte, die es verkaufen. Ich muss mich wohl noch etwas damit anfreunden. 😀

Highlight der Woche war dann sicher der Besuch beim Dongdaemun Design Plaza (DDP), einem vor knapp zwei Jahren eröffneten riesigen Kunstgebilde in Dongdaemun. Die britisch-irakische Stararchitektin Zaha Hadid (hat übrigens auch schon Gebäude in Wien und Innsbruck entworfen) hat sich da ordentlich was einfallen lassen (s. Bilder). Sehr sehenswert sind hier vor allem die weißen LED-Rosen, die am Abend den Außenbereich des DDP in ein künstliches Blumenmeer verwandeln. An diesem Abend hab ich gemeinsam mit Laura und Nicky (GER/AUS) übrigens das erste Mal street food (von dem gibt’s in Seoul jede Menge) probiert.

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