Meine 9. Woche in Seoul hat wieder einmal sehr erfreulich begonnen: Beim 3. Quiz im Koreanisch-Kurs habe ich nämlich zum ersten Mal und völlig unerwartet die volle Punktanzahl erreicht! Und das, obwohl ich gerade einmal eine Stunde gelernt hatte. 😀 Es scheint, zu viel Lernen ist nicht gut.^^ Weniger erfreulich verlief dann der Dienstagabend, denn ich war – wieder einmal – angehalten, unser Zimmer ganz alleine zu putzen (das zweiwöchentliche floor meeting stand wieder am Programm). Nein, das Verhältnis mit meiner Zimmerkollegin wird nicht wirklich besser, manchmal reden wir ganz nett, dann wieder ignoriert sie mich und sagt nicht einmal “Danke”, wenn ich putze. Aber gut, es ist eben so. Lustig war auf jeden Fall, dass die Chefin des Heimes beim Anblick ihres sehr unordentlichen Bettes nur den Kopf geschüttelt hat.^^
Zurück zu erfreulicheren Dingen: Nach einem längeren E-Mail-Verkehr ist es mir diese Woche endlich gelungen, zwei Plätze für die sogenannte “DMZ-Tour” zu buchen. Michael und ich werden uns also die Grenze zwischen Nord- und Südkorea anschauen, die man ja als Individualtourist nicht besuchen darf. Wir freuen uns schon sehr, auch wenn dieses Kapitel natürlich eher traurig als sonst etwas ist. Gar nicht traurig, sondern lustig war übrigens das HUG-Event am Mittwoch, bei dem wir in kleinen Gruppen versteckte “Schätze” finden mussten, die am Campus verteilt waren (man könnte das wohl eine Art Schnitzeljagd nennen). Um Hinweise auf die Verstecke zu bekommen, musste man mit HUG-Mitgliedern verschiedene Spiele spielen, wobei das oftmals gar nicht so einfach war.^^ Meine Gruppe hat jedenfalls voll “abgelost”, aber es war trotzdem nett – vor allem das Zusammensitzen nachher. Erstes Highlight der Woche war dann mein Blick in mein Postfach nach dem HUG-Event, denn ich hatte gleich drei Postkarten von Michael UND ein weiteres Packerl meiner Eltern bekommen! 🙂 Was da drinnen war, kann man sich denken … ganz viel SÜSSES! 🙂 Tags darauf habe ich dann das schöne Wetter genutzt und bin in den an den Campus angrenzenden Wald spazieren gegangen – sooouu scheeeiiin. 😉
Am Freitag hieß es ausnahmsweise früh aufstehen, denn das OIA (Office of International Affairs) hatte eine ganztägige Exkursion für uns organisiert. Mit zwei Bussen ging es erst nach Yeoju (einer mittelgroßen Stadt ca. eineinhalb Stunden südlich von Seoul), wo wir uns den buddhistischen Silleuksa Tempel anschauten, der als einziger Tempel des Landes direkt am Wasser (konkret dem Han-Fluss) liegt und viele hundert Jahre alt ist. Es ist immer wieder erstaunlich, wie groß diese Tempelanlagen oft sind und wie ruhig es dort ist … Ebenfalls in Yeoju haben wir uns auch das Grabmal des berühmten König Sejong angesehen, der der wohl berühmteste und am meisten verehrte König der Jeoson-Dynastie war (die, wie schon erwähnt, fast 600 Jahre lang über Korea geherrscht hat). König Sejong hat nicht nur die koreanische Schrift erfunden (bzw. erfinden lassen?^^), sondern auch mit Wissenschaftlern an verschiedenen technischen Erfindungen gewerkt (etwa an Sonnenuhren und Niederschlagsmessern). Deshalb sind einige dieser Erfindungen auch nahe seines Grabmals ausgestellt. Dank all dieser Leistungen (die koreanische Schrift ist ja bekanntlich viel einfacher als die zuvor verwendete chinesische und dafür viel besser für “das einfache Volk” geeignet) ist König Sejong auch auf der 10.000 Won-Note abgebildet. Funfact: Das Grab von König Sejong befand sich einst in Seoul, ist dann aber nach Yeoju verlegt worden, weil dort die Lage besser zu sein schien (das ist durchaus üblich). Viele Koreaner glauben nämlich, dass die Lage von Gebäuden und Grabstätten extrem wichtig ist – ist sie gut, so ist Erfolg und Wohlergehen für die jeweiligen Nachfahren wahrscheinlich. “Gut” ist eine Lage etwa dann, wenn ein Gebäude auf drei Seiten von Bergen umgeben ist und man auf der vierten Seite auf ein Gewässer blickt. Danach ging es zum gemeinsamen Essen, wobei wir bei einem “all you can eat Korean BBQ” gelandet sind. Einer der exchange students an meinem Tisch hat sich da tatsächlich an einen Oktopus herangetraut! 😀 Er meinte, “es schmeckt gut” … *würg* Naja, jeder soll essen, was er will.^^ Ich war aber auch ein bisschen in Experimentierlaune und hab eine vietnamesische Rambutan-Frucht gegessen. Dieses stachelige Etwas ist wohl mit Litschis verwandt und schmeckt gar nicht schlecht. 😉 Mit vollen Mägen ging es schließlich auf ins benachbarte Icheon, wo wir ein paar Stunden mit dem Herstellen von Porzellangeschirr verbrachten. Youju und Icheon sind bekannt für Porzellan und tragen jedes Jahr die Keramik-Expo (ja, das gibt’s :D) aus … Das war natürlich wirklich cool, weil jeder kreativ sein konnte und teilweise wirklich schöne Stücke herausgekommen sind. In einem Monat bekommen wir dann die fertigen Kunstwerke zugeschickt. Der Trip war übrigens sehr günstig: Fahrt, Eintritte und Essen haben nur € 15 gekostet. 🙂 Und gekrönt hat das Ganze ein riesiges Oreo-Bingsu in Sinchon!
Samstag und Sonntag standen dann ganz im Zeichen des Einkaufens. Samstagmittag traf ich zuerst meine liebe Freundin Lucy, mit der ich Kalguksu (칼국수) gegessen habe, eine Art Nudelsuppe, die wirklich sehr gut war. Wir waren in Myeong-dong unterwegs, wo es waaaaahnsinnig viele Geschäfte und auch Lokale gibt. Viele Touristen leider auch, aber das nimmt man schon in Kauf. Wir haben uns wieder gut unterhalten, wobei sie mir unter anderem erzählt hat, dass die Rollenverteilung von Mann und Frau in Korea nach wie vor sehr konservativ ist. Viele westliche Männer sind ja Gott sei Dank schon deutlich moderner geworden was das betrifft … Jedenfalls hat sie mir etwa von einer Werbung erzählt, in der ein Mann seinen frisch verheirateten Kollegen beneidet, weil dessen Hemd so schön gebügelt ist … Wenigstens gab es einen großen Aufschrei, meinte sie. : / Mangels Alternativen und weil ich am Vortag nicht alles gefunden hatte, was ich haben wollte, bin ich am Sonntag dann gleich noch einmal nach Myeong-dong gefahren. 😀 Schlussendlich habe ich mir ein Kleid, ein Shirt, eine Bluse und einen Rock gekauft und noch einige “bits and bobs” wie der Engländer sagt. Rund 130 Euronen hat mich dieser Spaß gekostet. Aber das schöne Wetter (20 Grad, meist sonnig) hat das alles kompensiert.