Ja, ich habe hier in Seoul wirklich viel Freizeit, vor allem, weil ich derzeit “nur” studiere und nicht auch noch zusätzlich arbeiten gehe. Aber auch die viele Freizeit hat ihre Grenzen und so musste ich in meiner achten Woche als exchange student einiges lernen (außerdem ist die Kirschblütenzeit inzwischen vorbei^^). Konkret musste ich mich auf mein midterm exam im Fach “Major Concepts of Confucianism” am Donnerstag vorbereiten. Die Prüfungen in Korea laufen nämlich ähnlich ab wie in den USA, wo es nach der ersten Hälfte des Semesters eine Zwischenprüfung (eben “midterm exam”) gibt. Eigentlich ist dieses System gar nicht schlecht, denn man muss nicht alles auf einmal lernen und kommt in der zweiten Hälfte des Semesters vielleicht auch besser mit. Jedenfalls habe ich die ersten Tage meiner 8. Woche in Seoul vor allem mit Lernen verbracht. Und auch alle anderen Studis hier waren im “Strebermodus”, denn in der Bibliothek und nachts in der Cafeteria meines Studentenheims war stets Hochbetrieb. Auch nett: alle Lehrveranstaltungen in dieser Woche sind ausgefallen, wodurch man sich noch besser aufs Lernen konzentrieren konnte. Die Prüfung war dann schließlich ein Mix aus multiple choice und “normalen” Fragen. Sollte ganz in Ordnung gewesen sein, auch wenn ich mir bei so manchen multiple choice-Aufgaben nicht ganz sicher war. Bin gespannt auf die Note, auch was meine Prüfung in der Vorwoche angeht.
Nach meiner Prüfung am Donnerstag (für die ich seeeeeehr lange gelernt hatte) war ich hundemüde und habe mich zu emart geschleppt, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Am Weg zurück werde ich dann plötzlich von hinten angesprochen – “Johanna, bist das du?” … und ich so “Jaaaa …?!” 😀 Ein mir von facebook bekanntes Mädel (Kathi) steht vor mir und drückt mir eine riesige Box mit viel Obst, Schokolade, einer Rose und einer Nachricht in die Hand. Ich war völlig perplex! 😀 Wenig später hat sich herausgestellt, dass mir mein Freund Michael diese tolle Überraschung zu unserem vierten Jahrestag (tags darauf) hatte zukommen lassen. Kathi ist eine Freundin einer ehemaligen Schulkollegin von mir, die gleichzeitig eine Freundin von Michael ist. Und nachdem Kathi auch gerade ein Auslandssemester in Seoul macht, war sie die “perfekte Botin”. Sie wollte die Box eigentlich gerade beim Portier abgeben, hat mich aber zufällig auf der Straße entdeckt.^^ Am Abend sind wir uns dann gleich noch einmal zufällig über den Weg gelaufen, nämlich beim Fortgehen in Itaewon. 😀 Ich habe mich jedenfalls wirklich sehr gefreut. Viele andere exchange students waren auch sehr entzückt (“Awwww, that’s sooo cute!”). 🙂 Das nächste Highlight der Woche war dann das Baseball-Spiel, das wir uns am Freitag im Jamsil Stadium auf der anderen Seite der Stadt angeschaut haben. Die dort ansässigen Doosan Bears (laut Homepage “the first and still the most competitive professional baseball team in Korea”) haben da gegen die Hanwha Eagles gespielt und schlussendlich auch klar gewonnen (leider waren wir im Sektor der Gäste^^).
Baseball ist ja neben Fußball, Golf und Basketball ein sehr beliebter Sport in Korea und das spürt man auch! Die Stimmung im Stadium war drei Stunden lang (ja, so ein Spiel dauert wirklich lange) echt super. Da gibt es eine eigene Bühne für Cheerleader, die Besucher singen und jubeln und feuern ihr Team mit vollem Körpereinsatz an. Für mich als völliges “Sport-Nackerpatzl” war das fast spannender als das Spiel an sich. Denn nach wie vor habe ich von Baseball-Regeln so gut wie keine Ahnung … aber gut. Hier ein paar Eindrücke vom Spiel. Nachdem inzwischen ja schon die Hälfte meines Auslandssemesters vorbei ist, machte ich mir am Samstag vor allem Gedanken darum, was ich an den verbleibenden Wochenenden noch machen bzw. anschauen möchte. Auf meiner “to see”-Liste steht unter anderem noch die DMZ-Tour (DMZ = Demilitarized Zone, sprich, die Grenzregion zwischen Nord- und Südkorea), die ich mit Michael im Mai anschauen werde. Ob sich ein Trip nach Thailand ausgehen wird, ist derzeit fraglich. Jedenfalls möchte ich auch noch nach Busan und ein Wochenende mit “templestay” verbringen. Das heißt, man übernachtet in einem buddhistischen Tempel und macht den kompletten Tagesablauf mit. Mein Projekt “Buddhismus besser verstehen” ist ja leider noch nicht weit fortgeschritten. Buddhismus ist übrigens auch schon das Stichwort für den Sonntag. Da habe ich mir den Bongeunsa Tempel in Gangnam angeschaut. Der Tempel ist etwas versteckt in einem kleinen “Wald” und gleich in der Nähe der Coex Mall, dem zweitgrößten Einkaufszentrum Asiens. Vor der Coex Mall gibt es seit nicht allzu langer Zeit eine Art Denkmal für den berühmten Song “Gangnam Style”, der ja bekanntlich von diesem sehr hippen und auch teuren Stadtteil handelt und noch immer eines der meistgesehenen Videos auf youtube ist (derzeit rund 2,5 Milliarden Aufrufe). Zurück zum Buddhismus. Der Tempel besteht aus zahlreichen sehr schönen Gebäuden und hebt sich vor allem durch eine riesige Buddha-Statue im Freien von anderen Tempeln ab. Selbige ist auch auf dem Cover meines Seoul-Reiseführers zu sehen und tatsächlich hat man hinter der Statue einen tollen Ausblick auf Gangnam. Interessant waren auch das Trommel- bzw. Glockenritual und die Zeremonie im Hauptgebäude, bei dem ein Mönch “vorgebetet” hat. Das alles habe ich mir übrigens nicht alleine angesehen, sondern mit Simon aus meinem Heimatort, der gerade in Seoul arbeitet und dessen Familie ich vor allem durch meinen Papa kenne. Mit ihm war ich dann noch in einer nicht gerade billigen rooftop bar eines Hotels in Gangnam, in der wir uns ein paar Cocktails gegönnt haben (ist das, was man unter “Gangnam Style” versteht? :D).