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Wir haben PSY live gesehen und waren in Nordkorea … (16.-22.05.2016)

Nach unserem Templestay in den Bergen war also wieder Lernen angesagt. Woche Nummer zwölf in Korea begann deshalb mit vielen Koreanisch-Übungssessions, denn am Dienstag hatte ich die schriftliche und mündliche Abschlussprüfung. Am Montag traf ich unter anderem meine liebe Freundin Lucy, die mir bei meinen Antworten für den Fragebogen für die mündliche Prüfung half – ich gab ihr im Gegenzug ein paar Tipps für ihre bevorstehende Deutschprüfung. 🙂 Beide Prüfungen waren schlussendlich halb so wild – vor allem die schriftliche Prüfung war relativ einfach, da man fast nie ganze Sätze schreiben musste. Vor dem Prüfungsgespräch waren wir alle ziemlich nervös, denn niemand wusste so recht, ob sich unser Prüfer an den Fragebogen halten würde (was er aber zum Glück weitgehend gemacht hat :D). Ich musste zwar einige Male nachfragen, weil er ziemlich schnell gesprochen hat, aber am Ende bekam ich zufriedenstellende 86%, beim schriftlichen Test waren es 92% – sprich: alles gut! Eine von drei Lehrveranstaltungen ist also schon abgehakt …

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Mein kleiner, aber feiner Stand bei der exchange fair.

Der Mittwoch stand dann ganz im Zeichen des Auslandsstudiums an sich, denn meine Uni veranstaltete eine exchange fair, sprich eine Art Messe, bei der man sich als Sogang-Student zum Thema Studium im Ausland informieren konnte. Ich hatte, so wie viele andere exchange students, meinen eigenen Stand, bei dem ich unter anderem ein riesiges Poster mit einem Bild aus der Südsteiermark aufgehängt habe. Mit ein paar Leuten konnte ich mich ganz gut unterhalten, doch leider kamen insgesamt nicht besonders viele Besucher – was wohl am sehr heißen Wetter gelegen haben muss. 😀 Ebenfalls am Mittwoch bereitete ich meine Präsentation für die Konfuzius-LV vor, die ich am Donnerstag halten sollte. Ich konzentrierte mich dabei auf das Thema “Tod und Sterben in Konfuzius’ Lehre”, da mich dieser Bereich generell sehr interessiert. Auch das war schlussendlich nicht weiter tragisch. DSC01211Am Abend fuhr ich dann noch nach Gwanghwamun, um ein Ticket für ein Konzert von und mit Andreas Ottensamer am 2. Juni zu kaufen (*Vorfreude*). Und dann kam das eigentliche Highlight dieser Woche, nämlich ein Gratiskonzert von PSY (ja, das ist der Herr “Gangnam Style”) an der Hongik University (sprich, gleich in der Nähe meiner Uni). 🙂 Die Hongik University veranstaltete nämlich – so wie viele andere Unis in Seoul auch – ein mehrtägiges Festival mit vielen verschiedenen Konzerten. Ich wollte eigentlich gar nicht hingehen, weil es schon relativ spät war, aber zum Glück habe ich es mir noch einmal anders überlegt. Zusammen mit ein paar anderen exchange students meiner Uni staunte ich dann nicht schlecht, als hunderte junge Koreaner bei JEDEM seiner Lieder völlig ausrasteten und sämtliche Texte zu 100% mitsingen konnten … Diese Stimmung war wirklich cool! 🙂 Hier ein Eindruck davon:

Ich kann jetzt also behaupten, den Sänger des nach wie vor meistgesehenen Videos auf youtube live erlebt zu haben – auch nicht schlecht. 😀 Am Freitag ging es erfreulich weiter, denn am Vormittag kam mein Freund Michael am Flughafen in Seoul an. 🙂 Weil er von der langen Reise ziemlich müde war, machten wir an diesem Tag nicht mehr viel (abgesehen von einem Abstecher zum Sogang Festival, bei dem einige weitere K-Pop-Bands auftraten und wir seeehr gute dumplings ergatterten).

Tags darauf hieß es früh aufstehen, denn wir hatten die DMZ-Tour gebucht, sprich eine Tour durch die Grenzregion zwischen Nord- und Südkorea. Ich hatte mich aufgrund mehrerer Empfehlungen für die USO-Tour entschieden, die tatsächlich sehr ausführlich und interessant war. Die demilitarisierte Zone zwischen Nord und Süd ist rund 250 km lang bzw. 4 km breit und beherbergt unter anderem mehrere Tunnel, die von Nordkorea “gebaut” worden sind, wohl um in den Süden vorzudringen. Unsere erste Station war der “3rd infiltration tunnel”, der in den späten 70ern entdeckt und 2004 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Die Nordkoreaner haben hier einige Stellen schwarz angemalt, um den Tunnel als “Kohlemine” zu tarnen … Gelbe Markierungen weisen außerdem auf die Sprengungen hin. Weiter ging es dann mit dem Dora Observatory, von dem aus man einen Blick auf Nordkorea erhaschen und sogar die Propagandabeschallung hören kann (ziemlich scarry irgendwie). Auf der nordkoreanischen Seite gibt es fast keine Bäume, damit Flüchtlinge (“defectors”) leichter gesehen werden können … :/ Die südkoreanischen Soldaten dort haben mir btw ein bisschen leid getan, weil sie laufend von Touristen um ein Foto gebeten wurden. 😀 Sogar ich – als eine eindeutig westliche Person – musste kurzfristig für ein Foto posen. 😀 Nach dem Essen in dem offenbar einzigen Restaurant weit und breit ging es zur Dorasan Station – dem nördlichsten Bahnhof vor der Grenze. Der Bahnhof war ein Jahr lang in Betrieb, um Güter in einen industrial complex im Norden (ein Projekt zwischen Nord- und Südkorea) zu transportieren, allerdings wurde der Zugverkehr 2008 wieder eingestellt. Bei der dortigen Ausstellung wurde uns übrigens bewusst, dass Deutschland für die Koreaner das große Vorbild in Sachen Wiedervereinigung ist – allerdings ist Korea nun schon seit 70 Jahren geteilt, Deutschland war im Vergleich “nur” 41 Jahre geteilt. Außerdem sind die Unterschiede zwischen Nord- und Südkorea inzwischen wohl weitaus größer als jene zwischen der einstigen DDR und BRD. Aber wer weiß, vielleicht gelingt es eines Tages ja doch noch. Viele Südkoreaner würden sich das auf jeden Fall sehr wünschen.

Der letzte Programmpunkt war dann wohl das Highlight der Tour – die JSA (= joint security area). Ein US-amerikanischer Soldat führte uns dabei herum und erklärte uns unter anderem, welches Verhalten in dieser Zone verboten ist (etwa jegliche Form der Kommunikation mit den Soldaten bzw. bestimmte Gebäude zu fotografieren). In der JSA kann man die Grenze zwischen Nord- und Südkorea sehen, denn das ist der Ort, an dem immer wieder Verhandlungen stattfinden. Im conference room (die mittlere der drei blauen Baracken) kann man sogar für wenige Augenblicke nordkoreanischen Boden betreten, denn die Grenze verläuft quasi mitten durch den Hauptverhandlungstisch. Spannend war dann auch noch ein weiterer Aussichtspunkt in der JSA, bei dem man einen guten Blick auf ein “Propagandadorf” im Norden hat. Hier gibt es eine riiiiesige nordkoreanische Flagge (~300 kg!) und einige Häuser, in denen aber offenbar niemand lebt (unser guide sprach von einem “fake village”), und die Tatsache, dass es in der JSA mehrere weiße Boxen mit Telefonen gibt, bei denen Flüchtlinge aus dem Norden anrufen können, sobald sie es – wie auch immer – über die Grenze geschafft haben. Diese Touren (jeden Tag gibt es rund 10 davon!) sind natürlich seeeehr touristisch und vor allem bei Chinesen und Amerikanern beliebt. Man muss auch sagen, dass die Tour ohne JSA wirklich nicht besonders spannend wäre und wohl auch überteuert (ein Ticket kostet rund 70 Euro). Dennoch ist es das wert, wenn man den Konflikt zwischen Nord- und Südkorea etwas besser verstehen und vor allem auch hautnah erleben will.

Am Samstagabend habe ich Michael dann den Campus der Ewha-University gezeigt und außerdem sind wir mit einigen meiner exchange friends nach Hongdae gefahren, um essen zu gehen (wieder einmal nichts für Vegetarier^^). Wir waren nachher noch in einer Jazzbar und – auch für mich eine Premiere – in einem 노래방 (“norepang”), so heißt koreanisches Karaoke. In Korea gibt es fürs Karaokesingen abgetrennte Räume, in denen es nicht nur bunte Discolichter sondern auch ein Tamburin gibt. Seeeehr anders als bei uns – natürlich auch die Liedauswahl, die neben einigen englischen Songs vor allem koreanische Schmachtfetzen und K-Pop beinhaltet. 😀

Nach diesem sehr intensiven und aufgrund des heißen Wetters auch anstrengenden Tag gingen wir es am Sonntag zumindest ein bisschen ruhiger an. Wir verabredeten uns zum Mittagessen mit einigen meiner exchange friends und gingen gemeinsam zum Noryangjin Fischmarkt. Der Plan war – wenig überraschend – lebenden Oktopus zu essen! Nein, das ist kein Scherz, sondern eine koreanische Spezialität. 😉 Michael und ich entschieden uns aber schnell, bei diesem sehr ungewöhnlichen Essen nur zuzuschauen anstatt eine der – sich selbst nach dem Zerschneiden noch immer bewegenden – Tentakel zu probieren. Alles sehr weird – aber es war eine spannende Erfahrung. 😀 Mangels Mittagessen hat es uns dann an den Han River verschlagen, wo wir eine Gruppe netter junger Koreaner baten, uns beim Bestellen von “chimek” (= chicken and mekchu, sprich Bier) zu helfen. Das ist nämlich eine ganz typische Aktivität, wenn man hier Zeit verbringt. Später sind wir dann noch zum Bongeunsa Tempel in Gangnam und zu einer rooftop bar in Myeong-dong gefahren, bei der wir einen Cocktail geschlürft und eine tolle Aussicht auf den N Tower genossen haben.

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