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Ich habe die Queen gesehen (10. – 16. 06. 2013).

Woche 2 im schönen London bzw. Woche 35 in Großbritannien hatte gleich zwei Highlights für mich zu bieten – nicht nur konnte ich eine Musical-Aufführung im historischen Lyceum Theatre (West End) sehen, nein, sogar DIE QUEEN. Mehr dazu später.

Wie schon in der Woche zuvor war ich ab Montag wieder in Brigittes Schule zu Gast. Das hieß nicht nur, jeden Tag um halb 7 aufstehen (und ja, das is früh für mich!), sondern auch bis etwa 17.00 Uhr dort bleiben, da ich ja auf Brigitte warten musste, um mit ihr nach Hause zu fahren. Montag begann mit einer für mich sehr interessanten Stunde, in der ich eine in Australien geborene Lehrerin zu einer Englischstunde mit Y10-Schülern begleiten konnte. Selbige mussten einen news article zerlegen und analysieren, wobei sie erkannten, dass der Autor Fakten und seine eigene Meinung vermischt hatte. Eine sehr sinnvolle Arbeit wie ich meine – Medienkritik kommt ja meistens zu kurz. Weiter ging’s mit einer weiteren Horrorshow aka. Mathestunde mit Year 7 und der jungen Lehrerin aus Deutschland. Was ich mit Horrorshow meine? Herumgelaufe, Herumgeschreie, Beschimpfungen, Unkonzentriertheit und Handys, die auf dem Tisch liegen. Dazu noch eine detention-Strafe. Thank God I didn’t become a teacher … Der Tag endete mit einer Stunde “Literacy” mit Brigitte. Eine Gruppe Schüler aus verschiedenen Jahrgängen und Klassen übte da mit ihr das Rechtschreiben, also eigentlich das richtige Buchstabieren von englischen Wörtern … spannend waren für mich vor allem die Eselsbrücken, etwa für das Wort “necessary”: “It’s like a t-shirt, it has one collar (“c”) and two sleeves (“s”). 🙂 Etwas beunruhigend war allerdings, wie schlecht manche dieser Schüler im Buchstabieren waren … aber gut.

Sehr chaotisch verlief das Hospitieren am Dienstag. Ich war bei einer Spanischstunde dabei (andere Lehrerin als vergangene Woche), in der es mehrere fragwürdige Dinge gab: Erstens: Die Lehrerin ließ ihre Schützlinge das Datum, den Titel der Stunde und die learning objctive (das, was sie in der Stunde lernen sollen – wird zu jeder Stunde zumindest an die Wand projiziert) ohne weiteren Kommentar abschreiben. Zweitens tauchte irgendwann die Frage “What is she doing here?” (seitens eines Schülers) auf, dann gab es permanente Unruhe und Beschimpfungen (“Shut up!”) unter den Schülern und zum Schluss standen sage und schreibe sechs Leute auf der detention-Liste. Nachher mussten einige Schüler noch länger in der Klasse bleiben, wo noch heftig diskutiert wurde. Mit einer Strafe für die ganze Klasse (kein school trip) war dann aber endgültig Schluss. Oh dear. Etwas weniger undiszipliniert schien mir da die andere Stunde an diesem Tag (Tanzunterricht [ja, das ist ein Fach^^] mit Year 9), auch wenn sie gleich um 15 Minuten zu spät begann. Die Damen und Herren mussten da ohne Worte eine Geschichte erzählen bzw. ein Thema zeigen. Cool war vor allem die Musik dazu. 🙂

Apropos Musik: Davon gab es am Dienstagabend reichlich viel, als ich nach einem kurzen Umzieh-Zwischenstopp bei meinen Gasteltern das Musical “The Lion King” im Londoner Lyceum Theatre anschauen konnte. Zusammen mit Brigitte hatte ich wenige Tage vorher Karten (für je 60 Pfund!) gekauft, aber das war’s echt wert … Zu Beginn sind mir beim berühmten “Circle of Life” sogar kurzfrisitg die Tränen gekommen – soouuu scheeiiin! 🙂 Der Abend ging weiter mit unglaublich aufwändigen Kostümen, tollen Choreographien, live Trommelmusik und und und. Der Trailer fasst das Ganze recht gut zusammen. 😉

Mittwoch dann wieder back to school und Hospitieren im Dance-, Musik- und Englischunterricht. Gut und auch für mich interessant war da vor allem die Musikstunde, in der der Lehrer auch “pädagogisch Wertvolles” leistete. Etwa ließ er die Schüler selbst die learning objective erklären, nachdem er ihnen eine kurze introduction gegeben hatte. Abgesehen davon mussten sie fünf Punkte über afrikanische A-capella-Musik via Internetsuche zusammenstellen und dann möglichst selbsbewusst präsentieren (das ist für später ja wirklich wichtig). Schließlich durften sie noch etwas an ihren eigenen (!) Songs arbeiten. Man beachte – das war Year 9 (13 bis 14-Jährige also). Und von einigen war ich wirklich positiv überrascht. Good stuff! 🙂

An dieser Stelle noch ein weiterer Unterschied zwischen meiner Schule in Derbaydos und jener in London: das assembly (am Donnerstag konnte ich nämlich bei einem von Y10 dabei sein). In Derby gab’s das dreimal pro Woche für die ganze Schule, wichtig dabei war vor allem das Singen von hymns und dass auch Schülerinnen einen Beitrag leisten (etwas lesen, ankündigen, ja vielleicht sogar schauspielern). In London genau umgekehrt: Zwar gibt es jeden Tag ein assebmly, dafür aber nur für jeweils einen Jahrgang. Gesungen wird nichts, auch nicht gebetet. Die Oberhand hat der “Head of Year”. Thematisch geht es vor allem um Organisatorisches, das Spirituelle kommt etwas kurz. Natürlich ist auch die Disziplin in London eine andere (alleine das Hinsetzen dauerte schon ewig wohingegen das in Derby zack zack und ohne einen Mucks funktioniert hat). Ansonsten: wieder Mathe mit Y7 und Lesen mit den beiden girls aus Rumänien. Oh man.

Den Freitag verbrachte ich nicht in der Schule, sondern ich verbrachte ein paar Stunden in einer herzigen Foto-Gallerie etwas abseits der berühmten Oxford Street und dann traf ich noch Bekannte aus Deutschland und dem Burgenland, die zum Bruce-Springsteen-Konzert nach London angereist waren. Wir genehmigten uns ein Pimm’s und dann ging’s zur “Ceremony of the Keys” im Tower of London, zu der uns einer meiner Freunde angemeldet hatte. Bei dieser “Schlüsselübergabe”, zu der man gratis, aber nur mit Voranmeldung kommen kann, wird der Tower quasi offiziell zugesperrt und um punkt 22.00 Uhr ertönt eine Fanfare (da darf man allerdings nicht gut zuhören, denn das war etwas schief^^). Die Tradition ist (angeblich) schon 700 Jahre alt, und hat – bis auf eine Ausnahme im Krieg – auch immer pünktlichst funktioniert. Darauf ist man im Tower natürlich wahnsinnig stolz. 😉 Nachher sind wir noch zur Tower Bridge rüber spaziert, die bei Nacht ja wirklich sehr cool ausschaut.

Samstag dann der zweite Höhepunkt der Woche: Trooping The Colour vor dem Buckingham Palace. Genau, das is die unglaublich protzige Geburtstagsfeier der Queen, die immer im Fernsehen übertragen wird. Obwohl Brigitte schon mehr als 30 Jahre in Essex lebt, hatte sie es bis zu diesem Tage nicht geschafft, sich diese Feierlichkeiten einmal “live” anzusehen und so war es nicht schwer, sie zum Mitkommen zu animieren. Wir kamen erst gegen Ende der dreistündigen (!) Parade hin und standen natürlich in einer riiiiesigen Menschenmasse. Allerdings gelang es uns, etwas weiter nach vorne zu kommen. Wir sahen schließlich die Queen und sämtliche Royals (inkl. Kate mit Babybauch) am berühmten Balkon auf der Vorderseite des Palastes und auch den “fly over” am Ende der Parade. Dabei flogen einige Flugzeuge über die Menge, wobei drei die britischen Nationalfarben versprühten … was für ein Gefühl! Und ich sag’s noch einmal: Ich habe DIE QUEEN gesehen … aaaaahhhh! 😀

Nachher machten wir uns in Richtung Westminster und Big Ben auf (again, Gänsehaut!) und nach einem Zwischenstopp im Nobelgeschäft Fortnum & Mason (ähnlich wie Harrod’s) schauten wir noch zur Downing Street. Bis zur No. 10 kommt man allerdings nicht, weil die Straße von allen Seiten hermetisch abgeriegelt ist. 😀 Durch einen kurzen Regenschauer einige Stunden früher konnte ich schließlich in der Nähe des Big Ben eines meiner Lieblingsbilder von England aufnehmen – eine Spiegelung des berühmten Turmes in einer Regenlacke (siehe unten). 🙂

Und am Sonntag traf ich dann wieder meine Freunde und wartete mit ihnen vor Bruce Springsteens Hotel, um ein Autogramm von ihm zu bekommen. Leider reiste dieser aber ohne Vorwarnung ab und so gingen wir leer aus … Oh well, trotzdem eine wunderbare Woche after all!

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