ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender verlässt das ZDF. Unfreiwillig. 2010 wird sein Vertrag auslaufen, allerdings stehen die Chancen, dass dieser verlängert wird, äußerst schlecht.
Dies wurde bereits am Freitag (27. November) bekannt. Viel Kritik prasselte in der Zwischenzeit auf die Vernantwortlichen hinein, doch nun werden härtere Geschütze aufgefahren: 17 führende Journalisten aus Deutschland (“Stern”, “Die Welt”, “Die Zeit”, “Der Spiegel” et al) wenden sich nun an die EU-Kommission und den Europarat, weil sie von einer Verletzung der erst im Mai dieses Jahres verabschiedeten Charta für Pressefreiheit ausgehen.
Ihr Ärger bezieht sich auf Artikel 2 der Charta:
“Zensur ist untersagt. Unabhängiger Journalismus in allen Medien ist frei von Verfolgung und Repressalien, ohne politische oder regulierende Eingriffe des Staates zu garantieren. Presse und Online-Medien dürfen nicht staatlicher Lizenzierung unterworfen werden.”
Brender wird vorgeworfen, ja, was eigentlich? Zu viel Unabhängigkkeit oder wie?
Man glaubt es kaum, selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel will Brender loswerden, so berichtet es der renomierte “Spiegel“: Die Entscheidung über die Verlängerung des Vertrages mit dem ZDF liegt eigentlich beim Intendanten (Markus Schächter), doch muss diese im Einvernehmen mit den konservativen Verwaltungsrat getroffen werden.
Brender gilt als SPD-nah. Ratet mal, welche Beweggründe der Verwaltungsrat also hat, Brender loswerden zu wollen …
Wir österreichische Fernsehkonsumenten können von dieser Thematik schon ein Lied singen (ORF – Gremien – Proporz). Ohne politischen Einfluss auf die Medien scheint offenbar nichts mehr zu funktionieren.